Norwegian Learning: Einfach besser mit Transparenz

Norwegen gehört mit seinen etwas mehr als fünf Millionen Einwohnern nicht nur zu den ökonomisch erfolgreichsten Ländern der Erde, sondern die NorwegerInnen sind laut Happiness Report auch mit die glücklichsten Menschen. Bei meinem letzten Businesstrip in das Erfolgsland fielen mir einige Faktoren immer wieder auf, an denen wir in Deutschland seit Jahren politisch herumbasteln: Diversität, Nachhaltigkeit, Chancengerechtigkeit. Ist das ein subjektiver Eindruck von einigen Erfolgsfirmen? Ist es also eine Art innerliche Wiedergutmachung des Öl- und Gasexporteurs, der es sich ein grünes Gewissen leisten kann. Oder steckt dahinter ein anderes System?

Besonders positiv fällt mir auf, dass die Arbeitsgruppen in den Unternehmen unglaublich divers aufgestellt sind. Immer wieder sticht die ausgeglichene Teamzusammensetzung von Frauen und Männern ins Auge. Was mir als Deutschem nicht nur optisch zu erkennen ist, sondern sich in Kultur, Atmosphäre und im Umgang unter der KollegInnen spiegelt, ist die Diversität.

Seit Jahren basteln wir in Deutschland in unserer Sozialpolitik daran herum, versuchen die Familienfreundlichkeit von Arbeitgebern zu steigern, Frauen mehr berufliche Chancen zu ermöglichen und Gehaltsunterschiede anzugleichen. Die Erfolge dieser Politik sind im Kleinen auch zu erkennen, doch mein Norwegen-Trip führt mir vor Augen, was eigentlich unser Ziel sein sollte.

Doch der Erfolg der norwegischen Sozialpolitik ist keinesfalls ein zufälliges Randergebnis der ökonomischen Stärke, es ist das Ergebnis von Transparenzpolitik. Der Gesetzgeber in Oslo schreibt vor, dass Unternehmen über ihre Teamzusammensetzung, Arbeitszeiten, Gehaltsklassen, Elternzeiten und über einige andere Faktoren transparent Bericht erstatten müssen. Nicht die Vorgaben, Gesetze oder Verbote erziehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu mehr Diversität in der Gesellschaft, sondern der Blick in den Spiegel.

Die Berichterstattungspflicht hat die norwegische Gesellschaft weiterentwickelt. Vielleicht ist Norwegen deshalb das Vorbild der Europäischen Kommission, als sie die CSRD-Richtlinie verabschiedet hat.Sie verpflichtet Unternehmen dazu, über Themen der ökologischen und sozialen Verantwortung zukünftig Bericht zu erstatten. Was einerseits bürokratische Hürden sind, ist anderseits eine liberale Staatsführung. Innerhalb der Leitplanken der gesetzlichen Vorgaben, sind Arbeitnehmer wie Arbeitgeber frei zu handeln, sie müssen es nur kommunizieren.